Hornhautentzündung (Keratitis) bei Kontaktlinsenträgern
30.07.2022Augenärzte St. Gallen
Hornhautentzündung
Unsere Augen sind komplexe Sinnesorgane, bei denen verschiedene Entzündungen entstehen können. Bei einer Hornhautentzündung (Keratitis) entzündet sich die Kornea, der äussere Teil der Augenhaut. Diese durchsichtige Schicht schützt und stabilisiert nicht nur das Auge, sondern hat auch eine lichtbrechende Wirkung. Mit der Linse zusammen bündelt sie die einfallenden Lichtstrahlen, damit diese auf den Brennpunkt der Netzhaut auftreffen können, unserem Zentrum des scharfen Sehens. Ist die Hornhaut beschädigt, fällt diese wichtige Funktion weg und wir sehen nicht mehr deutlich. Meist sind Viren, Bakterien oder Parasiten die Übeltäter einer Keratitis.
Ursachen
Man unterscheidet zwischen der infektiösen (verursacht durch Keime) und nicht-infektiösen Hornhautentzündung.
Bei den infektiösen Hornhautentzündungen sind bakterielle Erreger die Ursache. Hierzu gehören die Streptokokken, Staphylokokken, Pneumokokken, Chlamydien und das Bakterium Pseudomonas aeruginosa. Herpes- oder Adenoviren lösen die sogenannte Augengrippe aus und sind höchst ansteckend. Wer diese Entzündung hat, muss jeglichen Kontakt mit Mitmenschen für ca. zwei Wochen meiden. In den letzten Jahren haben auch Infektionen durch Pilze wie Candida Albicans oder Aspergillus zugenommen, vermutet wird aufgrund des erhöhten Gebrauches von Kortison und Antibiotika. Wirklich unangenehm sind jedoch die winzigen Parasiten, Akantamöben, die sich regelrecht durch die Hornhaut fressen. Diese Parasiten gelangen durch Leitungswasser ins Auge. Diese Keratitis ist jedoch selten und tritt eher bei Kontaktlinsenträgern auf.
Zu den nicht-infektiösen Ursachen gehören Reizungen der Hornhaut durch starke UV-Strahlen, Verletzungen der Hornhaut durch Fremdkörper und das Sjögren-Syndrom. Rheumatische Erkrankungen und Diabetes Mellitus können ebenfalls die Hornhaut beeinträchtigen.
Symptome
Die ersten Anzeichen einer Hornhautentzündung können sich durch Juckreize, gerötete Augen oder verringerte Sehstärke ankünden.
Weitere mögliche Anzeichen sind:
starke Schmerzen, brennendes Gefühl
Fremdkörpergefühl im Auge
Lidkrampf (Blepharospasmus): Die Augen werden wegen der Schmerzen und des Fremdkörpergefühls reflexartig zugekniffen
Lichtscheu (Photophobie): grelle Lichtquellen intensivieren die Schmerzen
Tränenträufeln: Sekrete oder Schleim fliessen aus dem entzündeten Auge
Sollten Sie diese Anzeichen bei sich feststellen, melden Sie sich umgehend bei Ihrem/r Augenarzt/ärztin. So können die Symptome schnell behandelt und weiteres Eitern sowie Wuchern der Infektion verhindert werden.
Risikofaktor: Kontaktlinsen
Obwohl Kontaktlinsen für viele eine angenehme Alternative zur Brille darstellen, sind sie dennoch ein Fremdkörper im Auge. Sie senken die Abwehrkräfte der Hornhaut und erhöhen dadurch das Infektionsrisiko. Die Kontaktlinse schwimmt auf der Tränenflüssigkeit: dadurch ist diese in der Sauerstoffversorgung der darunterliegenden Hornhaut beeinträchtigt. Das Auge wird anfälliger auf Entzündungen.
Sehr häufig sind Träger mit weichen Hydrogel oder Silikon-Hydrogel-Linsen von bakteriellen Entzündungen betroffen, weil die Linsen ein Brutkasten für Keime sind. Langes Tragen und mangelhafte Reinigung sind meist die Ursache für bakterielle Entzündungen. Auch falsch sitzende Linsen können das Risiko erhöhen.
Sollten Sie eine Hornhautentzündung haben, ist es wichtig auf Linsen zu verzichten, bis die Symptome verschwunden sind. Dies ist meist innerhalb von zwei bis vier Wochen der Fall. Weitere Reize und Irritationen sollten auch vermieden werden, um die Heilung zu beschleunigen.
Behandlung einer Hornhautentzündung
Wie Ihr/e Augenarzt/ärztin die Hornhautentzündung behandelt, hängt von der Ursache ab und davon, ob das Gewebe in tieferen Schichten betroffen ist oder nicht. Bei einer oberflächlichen infektiösen Entzündung sind Antibiotika, Kortison und pilzabtötende Medikamente (Antimykotika) wirksam. Virostatika (wie Acivlovir) helfen gegen virale Infektionen. Ist die Infektion bereits in tiefere Schichten vorgestossen, so werden entzündungshemmende Medikamente verabreicht, um zu verhindert, dass die Iris der Hornhaut verklebt. Bei Nervenschäden werden Tränenersatzmittel, Augensalben und kleine Implantate (Punctum Plugs) zur Volumenerhöhung der Tränenflüssigkeit verwendet. Tritt der schlimmste Fall ein, kann die Hornhauttransplantation unser Sehvermögen retten.
Bei nicht-infektiösen Ursachen müssen die unterliegenden Erkrankungen zuerst behandelt werden. So verwendet man z.B. bei rheumatoider Arthritis, Empfindlichkeitsstörungen der Hornhaut, Störungen des Lidschlussreflexes und anatomischen Veränderungen des Augenlids Medikamente, die das Immunsystem unterdrücken (Immunsuppressiva).
Manchmal können Hausmittel bei der Symptombekämpfung helfen, Schmerzen oder Juckreiz zu mildern. Ein bekanntes homöopathisches Mittel ist der Augentrost (Euphrasia), das in Augentropfen oder Kompressen enthalten ist. Diese können Sie in Ihrer Apotheke finden. Es ist wichtig, dass Sie die Anwendung vorab mit Ihrem/r Arzt/Ärztin besprechen, um sicherzustellen, dass ihre Augen dadurch nicht gefährdet werden.
Augenhygiene
Um sich vor einer Hornhautentzündung zu schützen, gibt es einige Massnahmen, die wir Ihnen ans Herz legen möchten. Händewaschen ist eine der einfachsten und effektivsten Präventionen. Vor allem vor dem Einsetzen der Linsen ist es wichtig, die Hände gut mit Seife und Wasser zu waschen. Reiben oder Berühren Sie Ihre Augen so wenig wie möglich. Der Kontakt zwischen den Keimen auf unseren Händen und den Tränensekreten ist eine Infektionsbrücke. Für Kontaktlinsenträger empfehlen wir, sowohl die Linsen als auch deren Behälter täglich zu reinigen, um dadurch Ablagerungen und Verunreinigungen zu beseitigen.
Fazit
Normalerweise heilt die Hornhautentzündung nach ca. vier Wochen – je nach Ursache – ab. Es kann sein, dass Narben zurückbleiben, die das Sehvermögen beeinträchtigen. Es ist daher wichtig, so schnell wie möglich eine/n Augenarzt/ärztin aufzusuchen und mit der Behandlung zu beginnen, damit es nicht zu einer Hornhautablösung und Erblindung kommt. Die durch Viren verursachte Augengrippe ist höchst ansteckend und macht arbeitsunfähig. Bei einer bakteriellen Infektion sollten Sie regelmässig die Hände waschen und den Hand-Augenkontakt vermeiden. Die beste Prävention ist eine gute Hand- und Kontaktlinsenhygiene.