Zykloplegie mittels Augentropfen
Das gesunde Auge ermöglicht eine korrekte Lichtbrechung, sodass die eintreffenden Lichtstrahlen in einem Punkt auf der Netzhaut (Retina) abgebildet werden. Wenn die Brechkraft des Auges von der Norm abweicht und dadurch betrachtete Gegenstände unscharf erscheinen, wird in der Augenheilkunde von Refraktionsanomalie oder Ametropie (Fehlsichtigkeit) gesprochen. Die häufigsten Formen der Fehlsichtigkeit sind die Kurzsichtigkeit (Myopie) und die Weitsichtigkeit (Hyperopie). Ebenfalls zu den Refraktionsanomalien zählen die Hornhautverkrümmung (Astigmatismus) sowie die Alterssichtigkeit (Presbyopie).
Weshalb ist die Untersuchung mit Augentropfen – insbesondere bei Kindern – so wichtig?
Anhand einer Schattenprobe (Skiaskopie) kann die benötigte Korrektur gemessen werden. Dabei wird die Pupille mit einem Skiaskop beleuchtet und das zurückgeworfene Licht durch verschiedene Korrekturlinsen betrachtet. Um die Korrektur genau zu bestimmen, muss die Scharfeinstellung der Augen (Akkommodation) unterbunden werden. Gerade bei jüngeren Patient:innen ist die Akkommodation sehr aktiv und dynamisch und kann zu falschen Messergebnissen führen. Deshalb erhalten Kinder vor der Messung Augentropfen, welche den Ziliarmuskel ruhigstellen.
Je nach Symptomen und/oder Fehlsichtigkeiten wird für bestimmte augenärztliche Untersuchungen auch bei Erwachsenen eine vorübergehende Akkommodationslähmung durch Tropfen herbeigeführt.
Wie und wie oft werden die Tropfen verabreicht?
Die akkommodationslähmenden Augentropfen werden in der Regel zweimal im Abstand von zehn Minuten appliziert. Sind die Pupillen danach noch nicht ausreichend weit, werden nochmals Tropfen verabreicht. Gerade bei dunklen Augen dauert der Vorgang länger. Die Tropfen können für wenige Sekunden ein leichtes Brennen auslösen. Bei Bedarf können vorab betäubende Augentropfen verabreicht werden. Die gesamte Einwirkzeit der Tropfen liegt gewöhnlich zwischen 30 und 45 Minuten.
Folgende Wirkungen treten rund fünf Minuten nach Verabreichung der Tropfen auf:
- erweiterte Pupillen
- Verschwommensehen, vor allem in die Nähe
- erhöhte Blendempfindlichkeit
Nach rund zwölf Stunden sollten Patient:innen wieder normal sehen können. Die Pupillen können bis zu zwei Tage erweitert sein. Es wird empfohlen, die Augen nach der Untersuchung vor Licht zu schützen (etwa mittels Sonnenbrille/Hut). Zudem darf bis zum Abklingen der Wirkung nicht am Strassenverkehr teilgenommen werden.
Folgende Nebenwirkungen können auftreten
- Müdigkeit
- Herzklopfen/Nervosität
- Gesichtsrötung/Wärmegefühl
Die Nebenwirkungen treten in der Regel in den ersten 45 Minuten nach Verabreichung der Tropfen auf.
Wie oft ist die Untersuchung notwendig?
Bei Kindern und jungen Erwachsenen ist bei jeder Erstuntersuchung die Tropfen-Untersuchung notwendig. Trägt das Kind eine Brille oder besteht eine grenzwertige Fehlsichtigkeit, wird die Untersuchung mindestens einmal im Jahr wiederholt. Bei starken oder sich häufig ändernden Fehlsichtigkeiten ist eine Verlaufskontrolle mit Tropfen häufiger nötig.
Bei Erwachsenen hängt die Häufigkeit der Untersuchung von den individuellen Gegebenheiten ab.